Ich habe mir neulich eine Dokumentation über einen Mann angeschaut, der mit ein paar Freunden fernab der Zivilisation paragliden ging. Als er eines Tages bei sehr schwierigen Windbedingungen starten wollte, schwang sich sein Fallschirm zwar in die Luft, krachte jedoch kurz darauf mit gewaltiger Wucht in eine Felswand. Als seine Kumpels zur Unglückstelle rannten, waren sich alle sicher, dass ihr Freund tödlich verunglückt war. Doch so war es nicht. Sie fanden ihn furchtbar verstümmelt etwa 50 Meter entfernt in einer Felsmulde vor. Ein grässlicher Anblick. Doch er lebte noch. Seine Beine waren zwar zertrümmert, doch sein Kopf war unversehrt. Ein armes, abgelegenes Dörfchen lag einen Fussmarsch von der Unglücksstelle entfernt, doch die Aussicht auf medizinische Hilfe oder sogar einen Helikopter lag ausserhalb der realistischen Möglichkeit. Zusammen mit einigen hilfsbereiten Einheimischen schafften sie den Verletzten vorsichtig in ein dunkles, trockenes Zimmer im Dörfchen. Stunden voll bangen Wartens, so berichtete der Verunglückte später, lag er da und erwartete seinen Tod. Seine Freunde und einige Einheimische, um ihn versammelt, sprachen ihm baldige Rettung zu. Doch diese blieb aus. Was blieb jetzt übrig? Er, selbst vom Beruf Rettungssanitäter, wusste genau, dass er das Ganze nicht mehr lange überleben würde. Er überlegte sich, ob er in seinen letzten Minuten eine Liste von allen seinen Freunden erstellen sollte. Doch er liess es sein, da er niemand vergessen wollte. Er lag voller Schmerzen und Todesangst da, und konnte nichts mehr tun. Gar nichts.
Als ich diese eindrückliche Dokumentation sah, wurde mir bewusst, wie wenig unsere Neuheidnische Kultur zu diesem Thema zu sagen hat. Wenn das ganze Leben mit dem einzigen Ziel gekennzeichnet ist, möglichst viel Spass zu haben, so hat dieser Glauben keine Antwort auf solche Situationen. Was bringt mir mein sündhaft teurer Ferrari in der Garage auf dem Sterbebett. Meine verkrampfte Hand muss den Autoschlüssel spätestens zum Todeszeitpunkt frei- oder unfreiwillig loslassen.