Handy- und Programmentwickler haben sich den neurologischen Prozess des Dopaminkicks zunutze gemacht, der die Nutzer abhängig machen soll. Dopamin ist ein Glückshormon, das normalerweise ausgeschüttet wird, wenn man verliebt ist oder man einen aussergewöhnlichen oder unerwarteten Erfolgsmoment verspürt. Die Entwickler „missbrauchen“ diesen Effekt, wenn sie die Games und die sozialen Netzwerke auf diesen Effekt ausrichten.
Sean Parker, ein ehemaliger Berater von Facebook, gewährt uns in diesem Artikel einen Insider-Blick zu diesem Prozess:
Wir müssen dir ab und zu einen kleinen Dopaminkick verpassen, wenn jemand ein Foto oder ein Post von dir geliked oder kommentiert hat. Das ist eine Feedbackschleife für soziale Anerkennung, und genau das, was ein Hacker wie ich sich ausdenken würde, um eine Schwachstelle der menschlichen Psyche auszunutzen. (…) Die Erfinder von Instagram – Leute wie ich, Mark Zuckerberg, Kevin Systrom – haben das verstanden. (…) Dieser Prozess verändert buchstäblich die Beziehungen zur Gesellschaft und untereinander. (…) Wahrscheinlich hat es negative Auswirkungen auf die Produktivität. Wer weiß, was es mit den Gehirnen unserer Kinder anstellt. (…) Doch wir haben es trotzdem gemacht.
Nicht zu unterschätzen ist auch gesellschaftliche Druck, immer erreichbar zu sein, um nicht als «Steinzeitmensch» zu gelten. Man pusht sich gegenseitig ans Limit. Das Limit ist dann erreicht, wenn man auf der Schulbank mit dem Einschlafen kämpft oder ohne Vorbereitung in eine Prüfung geht und sich dann auf dem Banknachbar verlässt. Denn mal ehrlich: Der Unterricht ist doch viel weniger spannend und ansprechend als Zeit auf dem Smartphone zu verbringen. Es liegt nahe, das Smartphone in die Hand zu nehmen und unter dem Tisch Privates zu erledigen.
Was treibt denn einen Menschen an, sich ständig mit Inhalten bombardieren zu lassen? Es verlangt ihn nach Informationen. Dies kann man gerade bei kleinen Kindern gut beobachten. Sie wollen alles erkunden und ganz genau wissen. Warum ist der Himmel blau? Weshalb schmeckt das Gemüse so eklig? Und wieso ist der Mann im Bus so dick? Diese Fragen sind manchmal lästig. Es ist doch viel einfacher, das Kind mit einem Handy ruhig zu stellen.
Doch gehen Erwachsenen mit ihren eigenen Fragen nicht genau gleich um? Da gibt es untergründige Fragen: Weshalb sind wir auf diesem Planeten? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es einen Gott? Was ist nach dem Tod? Die Inhalte, die uns wie auf dem Serviertablett von Instagram und Netflix serviert werden, haben das Potenzial, die in uns brennenden Fragen zu unterdrücken und uns von ihnen abzulenken.
Ich glaube wir alle stehen im Kampf, das Smartphone so zu nutzen, dass es zum Lastesel und nicht zur Last auf den Weg zur «ewigen Glückseligkeit» wird.