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Neue Feriengewohnheiten

Die Herbstferien neigen sich dem Ende zu. Für die zwei Wochen Pause von der Schule hatte ich es mir erspart, ambitionierte Ziele zu setzen. Mir graute es, wenn ich auf vergangene Ferien zurückblickte, von denen nur noch der bittere Nachgeschmack von Frust zurückblieb. Sie verstrichen ohne dass ich viel erreicht hätte. Irgendwann nahm ich mir vor, jeden Urlaub zu verreisen, um neue Leute und Länder kennen zu lernen und floh somit vor meinem Problem, anstatt es anzugehen. Ich konnte mich nicht überwinden, um in den Arbeitsmodus umzuschalten. Doch dann wurden erneute Coronarestriktionen beschlossen, und Alex und ich mussten schweren Herzens alles absagen. Stattdessen verreisten wir mit unserer Familie für eine Woche, die zweite hatte ich kleinen Projekten, Kontaktaufnahmen mit Freunden und dem Erledigen von aufgeschobenen Dingen gewidmet. Mir graute.

Frustriert sass ich auf dem Sofa und fragte mich, wie ich diese Woche anders gestalten könnte. Dazu fragte ich jemanden um Rat.

Soweit der Bericht meiner Ferienplanung. Hier meine Erlebnisse und Lernpunkte aus der kürzlichen Ferienwoche:

Nachdem ich meinen Arbeitsplatz gründlich aufgeräumt hatte, erstellte ich am Vorabend eine Liste von den zu erledigenden Dingen. Ich achtete dabei darauf, dass ich zwischen Elementen, die schwierig sind, und mir viel Überwindung kosten, und Dingen, die ich gerne mache, variierte. Somit konnte ich mich auf den nächsten Tag freuen. Aber Achtung: Mit Dingen, die ich lieber mache meine ich nicht Unterhaltung. Denn die holte mich erfahrungsgemäss immer aus dem Arbeitsmodus raus. Um ein Beispiel zu machen: Ich setzte neben das unangenehme Element «Aufarbeiten eines Mathematikthemas», «Sport» oder «Lernen der Fahrtheorie» auf die Liste.

Eine weitere Änderung war, dass ich jeden Morgen früh aufstand. Als Morgenmuffel vermisse ich die Zeit sehnlichst, als ich morgens unmittelbar nach dem Aufstehen topfit und gut gelaunt aus dem Bett gesprungen bin … damals, mit vier. Es war Zeit, dies wieder zu versuchen. Gesagt, getan: Als der Wecker für Ferienverhältnisse ungesund früh klingelte war mein erster Gedanke: «Ich werde den Wecker sofort abstellen und weiterschlafen, ich kann ja auch später beginnen. Ich habe schliesslich Ferien.» Doch, oh Schreck, der Wecker lag nicht in Griffnähe. Ich hatte ihn in weiser Voraussicht am Vorabend ans andere Ende des Zimmers gelegt. Ich musste also aufstehen und ihn abschalten, um nicht das ganze Haus zu wecken. Doch die Versuchung war zu gross. Ich schlüpfte nach kurzem Zögern erneut unter die warme Bettdecke… Ich hätte bestimmt etwas Wunderschönes geträumt, hätte mich nicht etwas Nerviges schon wieder aus dem Schlaf gerissen hätte. Wieder der Wecker. Ich hatte ihn natürlich nicht einmal, sondern im Minutentakt gestellt. In diesem Moment wurde es noch lauter. Mein HomePod begann mit ohrenbetäubendem Lärm zu pfeifen, der Lautstärkepegel stieg. Ich sprang auf, stellte beide Geräte ab. Puh, nun war ich endgültig wach. Ich zog mich an und machte mich bereit. Pünktlich um 6.45 Uhr sass ich am Arbeitsplatz und begann meine am Vorabend erstellte Liste abzuarbeiten. Und dabei bemerkte ich, wie leicht mir die Arbeit fiel. Die erste Hürde war genommen.

Ich habe in dieser Woche die Erfahrung gemacht, dass man motivierter ist, um mit dem Arbeiten zu starten, wenn man nur deshalb früher aufgestanden ist. 

Als ich aus dem Arbeitsmodus rausfiel, waren folgende Strategie hilfreich, wieder hineinzukommen:

In Momenten, in denen ich scheiterte, war es nicht hilfreich, sich über das aufzuregen, was in den letzten Minuten oder Stunden (nicht) geschehen war. Und schliesslich zu resignieren. Ich ertappe mich selbst oft bei dem Gedanken: «Jetzt habe ich den ganzen Tag nichts gemacht, jetzt bringt es gar nichts mehr, wenn ich jetzt beginne.»

Mir hat es geholfen, die Dinge, die ich anschliessend zum Arbeiten brauchte, bereitzustellen. (Zum Beispiel die Seiten zur Theorieerklärung eines Themas, das man noch nicht verstanden hat, im Internet öffnen oder alle nachher benötigten Bücher mit Notizblock und Stift auf den Tisch legen.) So vermied ich viele Unterbrechungen mit dem Potenzial, mich anderen Dingen zuzuwenden.

Ich habe darauf geachtet, von Arbeitsbeginn alle möglichen Ablenkungsquellen so gut wie möglich aus dem Weg zu räumen. Dazu gehörte zum Beispiel, das Handy ausser Reichweite zu lagern, oder die Tür zu schliessen, als ich merkte, dass mich die Musik im Nebenzimmer ablenkte.

Als ich mit dem Gedanken gespielt habe, mich abzulenken oder mit dem Arbeiten aufzuhören, war es wichtig, mich in diesem Augenblick zu beherrschen. Das ist vergleichbar mit dem Erziehen eines kleinen Hundes. Unser Hirn merkt sich wie der kleine Hund, dass ich letztes Mal nicht konsequent mit mir war. Deshalb wird es nächsten Moment noch mehr darauf pochen, der Ablenkung nachzugeben (das habe ich in diesem Buch gelesen.) Mir half es, jeweils einen Moment bewusst innezuhalten und sich die banalen Fragen zu stellen: «Willst du [X] jetzt wirklich machen?» Es kann auch hilfreich sein, sich an verschiedene Momente zu erinnern, in denen man nachgegeben hat. «Was für Gefühle hatte ich am Schluss? Was möchte ich überhaupt erreichen? Ist das in Gefahr, wenn ich jetzt nachgebe?»

Dann hiess es einfach, sich hinsetzen und loslegen. Ohne noch mehr Gedanken zu verlieren.

Es gibt keine perfekte Woche. Doch trotzdem war diese Zeit für mich eine wertvolle Erfahrung, in der ich Geld verdiente, Leute besuchte, Themen aufarbeitete, Bücher las, kleine Projekte bewältigte und die ganze Theorie der Fahrprüfung gelernt habe. Ich hoffe und bete, dass dieser Artikel dir einen Anstoss gibt, die nächste Ferien positiv anders zu gestalten.

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