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Besuchsdienst Schild

Dave und ich setzten uns zum Ziel, in den Ferien alle Leute aus unserer Gemeinde, die wir noch nicht so gut kannten oder die wir näher kennen lernen wollten, zu besuchen. Dabei erstellten wir eine Liste mit allen (un)regelmässigen Gottesdienstbesuchern, an die wir uns erinnern konnten, und kreuzten alle für einen Besuch in Frage kommenden Kandidaten an. Wir legten einen Schwerpunkt auf Leute, die neu zur Gemeinde gestossen waren, Personen, die sonst eher übersehen werden und Individuen, auf die wir lieber nicht zugegangen wären. Ebenfalls besuchten wir einige Leute, die wir zwar schon kannten, aber wussten, dass wir viel von ihnen lernen würden. Über abenteuerliche Wege stiessen wir schliesslich auf die Telefonnummern und los gings mit dem Anfragen: «Wir würden dich gerne besuchen kommen.» Lange Stille. Dann ein ersticktes: «Oh.» Nochmals eine Pause. „Okay“, stotterte es aus dem Lautsprecher meines Handys. Offensichtlich hatten wir den alten Mann auf dem falschen Fuss erwischt. „Wann wollt ihr denn kommen?“, fragte der ältere Mann, der seine Fassung wiedererlangt hatte. „Wie sieht es mit dem Dienstagabend aus?“, fragte ich vorsichtig. „Ja, dann habe ich Zeit,“ meinte er (nicht zu unserer Überraschung.)

Nach zahlreichen solchen Telefonaten waren wir schliesslich für zwei Wochen lang jeden Abend verabredet. Wir besuchten junge Familien, Paare, Singles, ältere, alleinstehende Personen und neu ins Land gezogene Familien. Wir trafen auf introvertierte, extrovertierte, fröhliche, traurige, depressive und weise Leute und begegneten deren gläubigen oder ungläubigen Familienangehörigen und Freunde. Wir stiessen auf (ausser)gewöhnliche Lebensgeschichten, spezielle Erlebnisse, Bekehrungsgeschichten und Leiderfahrungen. Ebenso wurden wir bereichert mit dem Start in schöne Freundschaften zu Leuten aus anderen Generationen mit anderen Erfahrungen.

Hier ein paar Erkenntnisse, die wir aus diesen zwei Wochen zogen:

  • Die Leute, bei denen es uns Überwindung gekostet hatte, auf sie zuzugehen (weil sie uns komisch oder unnahbar vorkamen), freuten sich am meisten über den Besuch. So wurden wir oft ermutigt durch die Art, wie diese Leute aus ihrem Glauben Kraft für ihr zum Teil schwierigem Leben schöpfen konnten.
  • Oft hatten gerade die Leute, denen man es nicht zugetraut hätte, in Bezug auf Lebensweisheit und Glaubensreife am meisten auf dem Kasten. Gerade von einem introvertierten Gemeindemitglied, das sich in grösseren Gruppen nicht viel äussert, konnten wir viel lernen.
  • Ältere Leute getrauen sich oft nicht, auf Junge zuzugehen. Lieber bleiben sie (wie wir auch) in ihrer Altersblase und pflegen mit Gleichaltrigen Umgang. Doch als wir den ersten Schritt machten und auf ältere Semester zugingen, freuten sie sich sehr. Die Grauhaarigen können von der Frischheit und der Energie der Jungen profitieren und die Schwarz, -Braun- und Blondhaarigen von der Weisheit und Lebenserfahrung der Alten.

Alex und ich haben uns von Anfang an vorgenommen, auf tiefere Themen zu sprechen kommen, statt über das Wetter, Fussball oder Filme zu sprechen. Dies erreichten wir durch gezielte Fragen. Hier ein paar Beispiele:

  • Welche Ausbildung hast du absolviert? Welche Berufe hast du ausgeübt?
  • Wie bist du zum Glauben gekommen?
  • Was beschäftigt dich?
  • Bei Ehepaaren: Wie habt ihr euch kennen gelernt?
  • Was würdest du einem jungen Menschen raten, wenn du auf deine Jugend zurückblickst?
  • Wie schützt du dich vor zu viel Bildschirm- oder Fernsehzeit?
  • Welche Gemeinden besuchtest du vor der jetzigen?
  • Welches Buch liest du momentan?

Wir machten die Erfahrung, dass bei guten Fragen gute Gespräche aufkommen. Wenn du Fragen stellst, getraut sich das Gegenüber bald auch, dir Fragen zu stellen, die über das Lieblingsfach und den Berufswunsch hinausgehen. Stelle nur Fragen, die dich wirklich interessieren. Überlege sie dir vor dem Besuch und schreibe sie notfalls auf.

Schliesslich haben wir als Geschenk jeder Person eine handgeschriebene Karte mitgebracht. Vermutlich wird diese noch Jahre am Kühlschrank kleben.

Nun bist du an der Reihe! Tue dich mit einem guten Freund oder Familienmitglied zusammen und dein Besuchsdienst kann durchstarten. Du wirst eine Menge Pizza und Eis geniessen und es nicht bereuen.

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