Kürzlich waren Dave und ich auf der Suche nach etwas Essbaren auf dem Weg zum nächsten Supermarkt. Als wir den Bürgersteig entlangschlenderten, zog ein seltsames Gefährt unsere Aufmerksamkeit auf sich: Ein VW mit beschriebenen Scheiben kam uns entgegen. Wir lasen: „Kehrt zu Christus um.“ Doch gleich danach, im selben Satz, und scheinbar von gleicher Wichtigkeit, stand auf der Scheibe: „Corona ist eine Verschwörung.“ Das Prachtstück der ganzen Erscheinung war der Anhänger, auf dem eine fünf Meter lange Atomraketen-Attrappe thronte, ebenfalls übersät mit biblisch-coronischen Sprüchen: „Gib dein Leben Jesus. Denn diese Spritzen töten.“ Das Erscheinungsbild des Fahrzeuglenkers war, sagen wir mal, originell. Hinter dem Steuer sass nämlich ein alter Mann mit langem, weissem Vollbart. Bekleidet war er mit einem gestreiften Hemd und uralten Hosenträgern. Während wir uns vor ungläubigen Lachen beugten, ärgerten wir uns gleichzeitig darüber, wie dieser Mann anderen Passanten als Prototyp für das Christentum erscheinen musste. Wenn ein solches Ereignis das einzige ist, was meine Kollegen über das Christentum erfahren, verstehe ich ihre Position, dass diese Religion veraltet und hirnverbrannt ist.
Und wenn die Medien solchen Leuten über den Weg laufen, dann sorgen sie dafür, dass Leute wie dieser Raketen-Mann als Sinnbild für die Christenheit dargestellt wird. Auch in anderen Medien tauchen solche nicht-repräsentative Elemente unserer Regligion auf. In Memes, auf denen Jesus abgebildet ist, in einem Film mit einer heuchlerischen, unkeuschen Nonne, einer lesbischen Pfarrerin oder einem zynischen Lehrer, der „neutralerweise“ das Christentum zu seinem Lieblingsthema erkoren hat und es regelmässig mit Falschinformationen in den Dreck zieht.
So kommt es, dass unsere Gesellschaft denkt, dass alle christlichen Männer bärtig, alt und weiss sind, ihre Frauen Häubchen und lange Röcke tragen, in den Kirchen Verschwörungstheorien gesponnen werden und dass alle, die diese nicht glauben, in die Hölle kommen.
Doch wieso ist dieses falsche Bild von Christen so weitverbreitet? Weil unsere Kameraden gar keine Leute kennen, die durch ein offen gelebtes Christsein die falschen Vorstellungen, wie Christen sind, die an die Bibel glauben, Lügen strafen. Sie kennen keine Christen, weil es in ihrem Umfeld keine hat oder den vorhandenen Christen ihr Ansehen wichtiger und ihre Menschenfurcht grösser ist, als das Verlangen, dem Auftrag nachzugehen, das richtige Evangelium zu verkünden. Auch ich lasse manchmal lieber Kollegen im falschen Glauben bezüglich des Christentums enthalte ihnen so mein christliches Zeugnis vor.
Viele übernehmen ungeprüft den Säkularismus – aus Bequemlichkeit und der Annahme, dass sie „die Wissenschaft“ schon auf ihrer Seite haben. Sie haben keinen blassen Schimmer, was die Bibel lehrt. In einer heute weitgehend nichtchristlichen Gesellschaft brauchen wir Christen, die ihr Umfeld zu ihrem Missionsfeld erklären. Wir Christen müssen Aufklärungsarbeit leisten. Wir müssen Kameraden das Evangelium erklären und beten, dass der Heilige Geist Frucht schenkt. Wir müssen Gott bitten, uns die Lauheit wegzunehmen und dass er und die Verbreitung des Evangeliums uns immer wichtiger wird, wichtiger als die Anerkennung oder die Menschenfurcht, denn es geht wahrhaft um Leben oder Tod.