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Wie beginne ich ein Gespräch über Gott?

Als im letzten Sommer meine Klasse aufgelöst und neu aufgeteilt wurde, wussten nur eine Handvoll meiner Mitschüler von meiner Identität in Christus. Momente, in denen ich ein Zeugnis sein konnte, waren rar gesät. Und Gespräche, die über oberflächliche Gesprächsthemen wie Freizeitaktivitäten und schlechte Lehrer hinausgingen, waren Mangelware gewesen. Ausser mit meiner Meinung über Sex vor der Ehe (das hatte sich wie ein Lauffeuer in der Klasse verbreitet) und meinem Pro Life Standpunkt war ich nie angeeckt.

Eigentlich wünschte ich mir tiefere Gespräche. Doch sie kamen nicht.

Bereits am ersten Tag in der neuen Klasse änderte sich die Situation. Im Vorfeld des ersten Schultags hatte der Klassenlehrer angekündigt, eine Präsentationsrunde durchführen zu wollen und bat uns, einen Gegenstand mitzunehmen, der uns wichtig sei. Nervös zog ich bei der Vorstellungsrunde meine Bibel aus dem Rucksack. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich einige Kollegen aus der alten Klasse beim Anblick der goldigen Lederbibel ein Grinsen nicht verkneifen konnten. Nervös erklärte ich: «Ich lese regelmässig in der Bibel. Das ist keine veraltete Märchengeschichtensammlung, sondern was hier drinsteht, ist relevant für mein Leben.» Nach einer kurzen Pause der allgemeinen Überraschung übergab der Lehrer das Wort dem neben mir sitzenden Kollegen, der zufrieden eine geschichtsträchtige PET-Flasche in den Händen hielt und sich bereits auf die Reaktion der Klasse beim Anblick seines Gegenstands zu freuen schien.

Meine Klassenkameraden hatten die leere PET-Flasche des neben mir sitzenden Kollegen schnell wieder vergessen. Und auch die Erinnerung an den glücksbringenden Stein, den eine Kollegin vor mir unsicher in den Händen hielt, verschwand so schnell aus den Köpfen meiner Klassenkameraden wie der Stein nach den zwei abgehackten Sätzen der Steinbesitzerin wieder in ihrer Tasche verschwand. An meinen Gegenstand können sich meine Kollegen bis heute erinnern.

Im Folgenden 10 Hinweise für mehr Gespräche über den Glauben.

– Nutze Schlüsselmomente wie bei mir der erste Schultag, an denen du in ein neues Umfeld kommst, um von deinem Glauben zu erzählen. Wenn du gleich von Anfang an reinen Tisch machst, dann ist es für dich später einfacher, auf dieser Grundlage ein Gespräch zu eröffnen. Und möglicherweise reagiert sogar dein Umfeld auf deine anfängliche Offenheit mit einer Frage oder einer Bemerkung, auf die du eingehen kannst. (Dies bedeutet aber nicht, dass du den solchen Moment abwarten sollst, bis du mit der Wahrheit hervorrückst.)

– Pflege den Kontakt zu Leuten, die du eigentlich lieber meiden würdest, weil sie nicht den zu «den Coolen» gehören, eigenartig aussehen und über die in ihrer Abwesenheit gelästert und gelacht wird. Mal abgesehen davon, dass solche Leute sehr treu und dankbar für den Kontakt sind, habe ich mit stilleren Erdenbürgern oft tiefe Konversationen, weil man beim Umgang mit ihnen tendenziell keine Maske der Coolness aufsetzt, sondern ehrlich sein kann.

– Lass dich nicht in die Defensive drängen. Nehme einen spöttischen Ausruf über deinen Glauben nicht einfach hin, sondern spiele den Ball zurück, indem du zum Beispiel eine Rückfrage stellst. Anstatt bei einer besserwisserischen Antwort verlegen mitzulachen, kommen die Kollegen oft in Verlegenheit, wenn du den Spiess umdrehst und zurückfragst. Ich beobachte, dass Christen oft den Fehler machen, alles wie stummes Lamm über sich ergehen zu lassen.

– Komm aus einer passiven Grundhaltung heraus. Anstatt darauf zu warten, bis das Gegenüber eine tiefe Frage stellt oder «sich ein Gespräch ergibt», werde selbst aktiv, indem du eine Frage stellst (die du dir vorher überlegt hast) oder ein Statement abgibst.

– Gehe mit der Erwartung in ein Gespräch, dem Kollegen von Jesus erzählen zu wollen. Wenn du mit einem Kollegen abmachst, dann setze dir das Ziel, mindestens einmal vom Evangelium erzählt zu haben. Wenn du während eines Treffens mit einem Kollegen weisst, dass du bei einer (un)passenden Gelegenheit jederzeit das Gespräch auf Gott, die Bibel oder deinen Glauben lenken wirst, ist es wahrscheinlicher, dass du es auch wirklich tust, als wenn du dir einfach generell vornimmst, «irgendwann» von deinem Glauben zu erzählen und geduldig auf eine passende Situation wartest.

– Suche bewusst Momente zu zweit, in der Zeit für ein Gespräch vorhanden ist. Wie wäre es mit einem Spaziergang (mit einem anschliessenden Besuch einer Eisdiele) oder einem McDonald’s Besuch? Unter vier Augen sind Leute ehrlicher und beispielsweise auf einem Spaziergang ergibt sich schnell mal ein Gespräch über den Glauben.

– Alleine kann man leicht entmutigt werden. Schliesse dich daher mit jemandem zusammen (das kann ein Elternteil, ein Geschwister oder auch jemand aus der Jugendgruppe sein), mit dem du dich austauschen und beten kannst. Zusammen könnt ihr konkrete nächste Schritte überlegen sowie vergangene Situationen reflektieren.

– Stelle Fragen. Bereite dich auf ein Mittagessen mit einem Kameraden vor, indem du dir eine Frage überlegst. Hast du schon einmal in der Bibel gelesen? Warst du schon einmal in der Kirche? Weisst du, für was Jesus ans Kreuz ging? Was passiert nach dem Tod?

– Zücke die Bibel. Wenn ein Kollege sich interessiert zeigt, zögere nicht, bei der nächsten Gelegenheit auf das Besprochene zurückzukommen und eine Bibel mitzubringen. Wähle eine kurze Passage aus, die du Vers für Vers erklärst. Wenn der Heilige Geist im Gegenüber wirkt, bringt ein Kapitel aus der Bibel mehr als 1000 Argumente.

– Sei zuversichtlich. Wenn du das Gefühl hast, dass du theologisch zu wenig bewandert für ein Gespräch bist oder sicher keine Antworten auf allfällige Nachfragen haben wirst, dann kann ich dich beruhigen: Niemand kommt durch besonders gute Argumente zum Glauben. Gott braucht oft scheinbar unbrauchbare Leute als Werkzeuge, um Leute zu sich zu führen. Nicht die besten Argumente sondern der Heilige Geist bewirkt eine Bekehrung.

– Bete! Bitte Gott um Offenheit, Mut, sein Wirken und Feuer, das Evangelium auch in der Klasse zu verkünden. Wir brauchen das Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben, um von der Lauheit in unserem eigenen Glaubensleben loszukommen, die sich auch in der fehlenden Evangelisation wiederspiegelt.

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